Putins Truppen greifen seltener an – das steckt dahinter
Die russischen Streitkräfte greifen an der Front in der Ukraine offenbar seltener an als zuvor. Das berichtet die renommierte US-Denkfabrik «Institute for the Study of War», ISW. Sie beruft sich dabei auf ukrainische und russische Quellen.
Die Truppen von Kremlchef Wladimir Putin kämpften zwar weiter an der gesamten Frontlinie, sagte der Chef der Reservisten der ukrainischen Bodentruppen, Ivan Tymochko. Doch ihr offensives Potenzial schwinde, sie machten keine grösseren Geländegewinne mehr. Die Angreifer konzentrierten sich stattdessen darauf, die ukrainischen Truppen abzulenken und zu zerstreuen.
Die Experten zitieren auch einen prominenten russischen Militärblogger, der ebenfalls betone, dass die russischen Streitkräfte überall in der Ukraine Mühe haben voranzukommen.
Russland bereitet sich auf Gegenoffensive vor
Sowohl ukrainische als auch russische Quellen schliessen daraus, dass sich Putins Truppen nun vor allem auf die erwartete ukrainische Gegenoffensive vorbereiten. Einerseits. Andererseits folgern die Experten der Denkfabrik ISW, dass die russischen Kräfte häufiger Artillerie einsetzen, um ihre schwindenden Offensivfähigkeiten auszugleichen.
Alexander Chodakowski, früherer Minister für Staatssicherheit in der sogenannten Volksrepublik Donezk und heute Kommandeur des Vostok Bataillons, sagt, dass die militärische Führung Russlands die Munitionslieferung in die Frontgebiete, in denen keine aktiven Offensiven stattfinden, fast komplett eingestellt habe. Was dem moskautreuen Militärführer zufolge ebenfalls zum Teil darauf hindeutet, dass man sich auf die ukrainische Gegenoffensive vorbereite.
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Die ISW-Experten schliessen daraus aber auch, dass Russland weiter stark auf seine Artillerie setzt, um andere Defizite im Kampf auszugleichen: etwa die mangelnde Zielgenauigkeit der russischen Soldaten, die unzureichenden Fähigkeiten im Bodenkampf und die fehlende Lufthoheit über der Ukraine.
Die knappe Munition für ihre Artillerie, so die Experten, trage nun dazu bei, dass Putins Truppen diese Defizite nicht mehr so gut ausgleichen könnten.
(t-online)